Liebe Freunde und Kunden, liebe Freundinnen und Kundinnen, liebe Freundende und Kundige,
Zuerst die besten Wünsche für das Jahr 2023.
Mit dem Älter werden ist es eine spannende Sache. Die negativen Dinge werden zum Teil aus der Erinnerung gelöscht und glücklicherweise bleibt viel Positives. Der erste Urlaub war sensationell – die mühselige Anreise, die Sanitäreinrichtungen usw. haben sich ja verflüchtigt ….
Ja die Zeit bleibt nicht stehen und viele Dinge ändern sich in nicht vorhergesehener Weise. Der Kampf um Freiheit und Unabhängigkeit der 1970er Jahre hat dazu geführt, dass sich viele Menschen nur noch selbst der Nächste sind und – wie man leider häufig feststellen muss – ist sehr viel Anstand und Respekt verloren gegangen. Manche Minderheiten verstehen unter einer Demokratie, dass jede auch noch so menschenverachtende Meinung gesagt werden darf oder dass man der großen Mehrheit vorschreiben darf, wie man sprechen soll oder mit Menschen umgehen muss, die von diesem Personenkreis nicht einmal gefragt wurden … usw.
Da sieht man, dass Entwicklungen in eine Richtung laufen können, die nicht beabsichtigt war. So läuft es auch in der Technik, also der Thematik, mit der ich mich seit inzwischen 40 Jahren auseinandersetze.
Ab 1967 begann für mich die Entwicklung der modernen Motorräder. Es wurde versucht, das bestmögliche Motorrad zu bauen, um in den USA und in Europa das Markenimage aufzubauen. Ein besonderes Augenmerk wurde auf den deutschen Motorradmarkt gerichtet, denn ein Motorrad, dass hier zuverlässig läuft, kann man weltweit verkaufen. Das lag an mehreren Faktoren: Autobahnen ohne Geschwindigkeitsbegrenzung, Fahrer die ganzjährig mit ihrer Maschine unterwegs waren (z.B. Elefantentreffen usw.) und auch die sehr akribischen Testprozedere der Motorradzeitung – die auch auf dem Nürburgring durchgeführt wurden. Langstreckentest, um die Fahrzeuge an ihre Grenzen zu bringen.
Das Ergebnis waren die Motorräder der 70er und 80er Jahre. Diese Fahrzeuge wurden handwerklich entwickelt – lieber etwas mehr Material, als einen Ausfall zu provozieren. Sie hatten auch alle ihre Schwachpunkte, die aber nicht an der Gewinnmaximierung begründet waren, sondern einfach darin, dass es noch nichts Besseres gab. Nahezu jedes dieser Motorräder hatte seine Eigenschaften, die heute als ‚Charakter‘ beschrieben wird.
Nun sind 40 Jahre vergangen und sehr viele dieser Motorräder fahren noch! Wir haben es zu unserer Berufung gemacht, klassische Fahrzeuge zu erhalten. Und warum tun wir das? Nicht nur weil wir es können, sondern weil es der schönste Beruf ist, Menschen glücklich zu machen.
Für die meisten unserer Kunden ist ihr altes Motorrad zu einem Familienmitglied geworden, eine richtige Persönlichkeit mit einem Eigenleben, wie es ein modernes Motorrad niemals besitzen kann. Wir sind in der Lage, diese Fahrzeuge zu restaurieren und zu warten, dass sie so funktionieren wie man es immer gehofft hatte. Für die kleinen Schwächen haben wir zuverlässige Ersatzteile und Methoden entwickelt, um auch Vorteile der neuen Zeit (Navigation, Komfort usw.) am Klassiker genießen zu können.
So eine Restauration kostet jedoch Geld, manchmal viel Geld, sogar eine Summe, dass man sich ein neues Motorrad kaufen könnte. Aber ist es das, was man will? Die erste Liebe austauschen gegen ein Fahrzeug das mit den modernen Mitteln des Controllings (also ausschließlich mit den Bauteilen des billigsten Lieferanten) produziert wurde? Die mit technisch unsinnigen Mitteln versuchen, dem Fahrzeug so etwas wie Charakter einzubauen?
Oder investiere ich in das Fahrzeug, das bereits gezeigt hat, dass es 40 Jahre hält. Genau genommen ist das ja nicht nur ein Motorrad, sondern auch eine Zeitmaschine, ein Glücksbringer, ein Seelenschmeichler und ein Traumfänger.
Sobald diese XS-XT-SR-V50-Le Mans usw. startet, läuft nicht nur der Motor, sondern auch das ‚Kopfkino‘. Die Urlaubsreise der 80er Jahre ist wieder da, der coole langhaarige Typ der sein Motorrad mit einem Kick angelassen hat, als ich von der Schule heimlief und weitere unzählige Erinnerungen, die in einem schlummern und ein Lächeln hervorzaubern. Plötzlich tauchen die Gefühle auf, die man mit 15, 20 und 25 Jahren hatte – frei und unbeschwert für eine Stunde am Sonntagmorgen oder eine Woche auf der Tour zum Gardasee.
Was ist das wert? Kann man das bezahlen oder überhaupt mit Geld bewerten? Viele unsere Kunden sagen – es kostet was es kostet – und sie haben Recht.
So kann man sagen, als wir jung waren, war für uns vieles besser.
Viel Freude und Gesundheit wünscht Euch
Euer XS-Laden Team